Einzelfälle

Itai Dzamara  – Simbabwe

Am Morgen des 9. März 2015 wurde der Journalist und Demokratieverfechter Itai Dzamara in Harare verschleppt. Während eines Frisörbesuchs im Vorort Glen View beschuldigten ihn fünf Männer, Vieh gestohlen zu haben. Sie legten ihm Handschellen an und fuhren ihn in einem weißen Lieferwagen davon. Sein Aufenthaltsort ist bis heute unbekannt. Itai Dzamara hatte am 7. März 2015 an einer Demonstration der Oppositionsbewegung Movement for Democratic Change (MDC-T) in Harare teilgenommen, bei der er dazu aufrief, in einer Massenaktion auf die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation Simbabwes aufmerksam zu machen. Als Leiter der Protestbewegung Occupy Africa Unity Square hatte Itai Dzamara im Oktober 2014 eine Petition beim Präsidenten Robert Mugabe eingereicht, in der er aufgefordert wurde, zurückzutreten und den Weg für Neuwahlen freizumachen. Für sein Engagement zugunsten der Demokratie wurde Itai Dzamara bereits in der Vergangenheit willkürlich festgenommen und sowohl von Beamt_innen des Staatssicherheitsapparates als auch von Mitgliedern der Regierungspartei ZANU-PF brutal geschlagen. Alle Versuche seiner Familie und von Menschenrechtsanwält_innen, seinen derzeitigen Aufenthaltsort zu ermitteln, schlugen bislang fehl.

Nonhle Mbuthuma und die Gemeinschaft der Amadiba – Südafrika

Nonhle Mbuthuma ist eine südafrikanische Menschenrechtsverteidigerin. Sie setzt sich für Land- und Umweltrechte in Pondoland am Ostkap Südafrikas ein undarbeitet insbesondere in ihrer Gemeinde Amadiba. Die Gemeinde Amadiba besteht aus fünf Dörfern, von denen eines Xolobeni im Pondoland ist. Wenn die südafrikanische Regierung dem australischen Bergbauunternehmen, Mineral Commodities (MRC) die Lizenz für Minen gewährt, könnten Nonhle und die Amadiba-Gemeinschaft nicht nur ihr Recht auf Land, sondern auch ihr Recht auf Lebensunterhalt verlieren.

Nonhle gründete eine Bürgerinitiative, das Amadiba Crisis Committee (ACC), eine Gruppe von Einzelpersonen aus den fünf Dörfern im Pondoland, um gegen das Minenprojekt zu kämpfen. Nonhle ist die Sprecherin der Gruppe und tritt öffentlich gegen das geplante Minenprojekt aus. Auf dem Land, wo die Mine entstehen soll, leben traditionell etwa 5.000 Amadiba. Sollte die Mine genehmigt werden, droht ihnen die rechtswidrige Vertreibung und damit der Verlust ihrer Existenzgrundlage.
Für ihre Aktivitäten wurde Nonhle von Unbekannten bedroht, belästigt und eingeschüchtert. Sie überlebte bereits einen Attentatsversuch: Durch einen anonymen Anruf wurde sie gewarnt, kein Essen zu konsumieren, das ihr von einem ihrer Verwandten gegeben wurde, da das Essen Gift enthielt. Nonhle erhält weiterhin anonyme Drohanrufe. 2016 ist einer ihrer Mitstreiter erschossen worden. Nonhle Mbuthuma steht ebenfalls auf einer „Todesliste“. Einen versuchten Anschlag hat sie überlebt. Trotzdem will sie nicht aufgeben und weiter ihr Land verteidigen.

Angriffe auf Menschen mit Albinismus in Malawi

In Malawi ist das Recht auf Leben und Sicherheit für Menschen mit Albinismus* (PWA, People with Albinism) ernsthaft bedroht. Tausende von Menschen mit Albinismus leben dort in permanenter Angst darüber, dass sie abtransportiert, oder getötet werden, wobei danach ihre Körperteile für rituelle Zwecke verkauft werden. Rituelle Tötungen von PWA werden durch Aberglauben und Mythen befeuert, dass ihre Knochen und Körperteile Reichtum bringen.

Zwischen Dezember 2014 und April 2016 wurden mindestens 18 Menschen mit Albinismus in Malawi getötet, fünf weitere Personen wurden entführt und ihr Verbleib ist unbekannt.

Zwischen Dezember 2014 und Mai 2016 wurden mindestens 69 weitere Verbrechen gegen Menschen mit Albinismus gemeldet, sowie versuchte Entführungen und das Öffnen von Gräbern, um nach den Knochen von toten PWA zu suchen.

Es besteht keine spezifische Gesetzgebung für auftretende Bedrohungen von PWAs. Die Staatsanwaltschaft stützt sich hauptsächlich auf das Strafgesetzbuch, das für die Strafverfolgung relevant ist. Aber die Art und die Anzahl der Verbrechen, die im Strafgesetzbuch aufgeführt sind, sind insofern nur begrenzt tauglich, als sie nicht die gegenwärtigen Vergehen gegen PWAs aufführen, wie z. B. das Ausgraben von Körperteilen für Handelszwecke oder Zauberei. Insbesondere in ländlichen Gegenden, wo 85% der Bevölkerung von Malawi lebt, hat die Regierung versäumt, diese Rechte zu gewährleisten. Die Antwort der Regierung ist unkoordiniert und hauptsächlich reaktiv, da sie zu wenig und zu spät tätig wird.

* Albinismus ist eine seltene, nicht ansteckende genetisch bedingte Erscheinung, die sich bei der Geburt durch das Fehlen der Pigmentierung der Augen, der Haut und der Haare zeigt. Menschen mit Albinismus sind verwundbar durch Sonne und helles Licht. Sie sind eindeutig beeinträchtigt und anfällig für Hautkrebs. Hinzu kommen psychosoziale Herausforderungen. Oft werden PWAs lächerlich gemacht, diskriminiert, ja sogar Bedrohungen und Gewalt ausgesetzt.

4. Dezember 2020