Im Süden Madagaskars steht eine Million Menschen kurz vor der Hungersnot. Die globale Klimakrise hat die schwere Dürre verschärft – dies belegt ein neuer Bericht von Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Klimakrise konsequent zu bekämpfen, um die Rechte derjenigen zu schützen, die durch den Klimawandel besonders gefährdet sind.
Den Bericht finden Sie hier.
Madagaskar erlebt derzeit eine der schlimmsten Dürreperioden seiner Geschichte – sie führt deutlich vor Augen, dass der Klimawandel bereits jetzt großes Leid verursacht und viele Menschenleben fordert. In dem am Mittwoch erscheinenden Bericht „It will be too late to help us once we are dead” dokumentiert Amnesty International die Auswirkungen der Dürre auf die Menschen im Süden Madagaskars und ihre Rechte. Laut den Vereinten Nationen steht Madagaskar kurz vor der weltweit ersten klimabedingten Hungersnot.
Annelen Micus, Klima-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, sagt: „Madagaskar befindet sich mitten in der Klimakrise. Diese katastrophale Dürre betrifft eine Million Menschen und verletzt ihre Rechte auf Leben, Nahrung und Wasser.”
Amnesty International fordert alle führenden Politiker_innen weltweit auf, konkrete Maßnahmen zu treffen, um gemeinsam die CO₂-Emissionen bis 2030 um mindestens 45 Prozent gegenüber 2010 zu reduzieren und sie bis spätestens 2050 auf Null zu senken.
Micus sagt: „Bei dem Klimagipfel in Glasgow muss die Klimakrise entschieden bekämpft und die internationale Klimafinanzierung endlich angemessen ausgebaut werden. Als Land, das sich historisch durch die Produktion und Verbrennung fossiler Energien Wohlstand aufgebaut hat, trifft Deutschland hier eine besondere Verantwortung. Es muss Länder wie Madagaskar bei der Anpassung an Klimafolgeschäden stärker unterstützen. Die Bundesregierung muss dringend weiterhin humanitäre Hilfe leisten.”
Das Ausmaß der Dürre
Das Welternährungsprogramm und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen teilten im Mai mit, dass rund 1,14 Millionen Menschen im Süden Madagaskars von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind und dass sich fast 14.000 Menschen in einem Zustand der „Hungersnot” befinden.
Nach Angaben der FAO sind 95 Prozent der von akuter Ernährungsunsicherheit betroffenen Menschen im Süden Madagaskars auf Ackerbau, Viehzucht und Fischfang angewiesen. Da es in den Regenzeiten der vergangenen Jahre außergewöhnlich wenig geregnet hatte, kam es zu einem starken Rückgang in der Produktion von Grundnahrungsmitteln, einschließlich Reis und Maniok. Außerdem gingen die Viehbestände zurück und der Zustand der verbliebenen Tiere verschlechterte sich.
Zu Todesfällen im Zusammenhang mit der Dürre, die im November 2020 begann, gibt es keine offiziellen Statistiken. Amnesty International hat jedoch mit vielen Menschen aus dem Süden Madagaskars gesprochen, die über Todesfälle aufgrund von Hunger berichteten. Diese Fälle sind im Bericht dokumentiert.
Zur COP26-Klimakonferenz ruft Amnesty International deshalb alle Länder dazu auf,
• sich zu ehrgeizigen und mit den Menschenrechten zu vereinbarenden Emissionsreduktionszielen zu verpflichten, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen.
• sich zum raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu verpflichten, anstatt sich auf Ausgleichsmaßnahmen zu verlassen.
• einen globalen Mechanismus zur Unterstützung von Menschen einzurichten, deren Rechte beeinträchtigt wurden, wobei die wohlhabenden Regierungen für die Kosten durch zusätzliche, nicht rückzahlungspflichtige Gelder aufkommen.
• das Recht auf Information und Beteiligung an klimarelevanten Entscheidungen für die betroffenen Menschen zu garantieren.