Als Reaktion auf die polizeiliche Vernehmung der Geschäftsführerin der „Transparency International Initiative Madagaskar“ (TI-MG), Ketakandriana Rafitoson, sagte Muleya Mwananyanda, Regionaldirektorin des Regionalbüros von Amnesty International für das östliche und südliche Afrika, heute Nachmittag:
“Die madagassischen Behörden müssen davon absehen, das Justizsystem zu missbrauchen, um Menschenrechtsverteidiger*innen zu schikanieren und einzuschüchtern. Ketakandriana hat nichts weiter getan, als ihre Arbeit zu verrichten, indem sie schwerwiegende Anschuldigungen über mögliche Korruption, Betrug und Geldwäsche erhob.
“Die Vorladung und Befragung von Ketakandriana unter dem Vorwurf der “beleidigenden und verleumderischen Denunziationen” zielt eindeutig auf eine abschreckende Botschaft ab, um Menschenrechtsverteidiger*innen in Madagaskar einzuschüchtern. Die Polizei hat den Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Ketakandriana und der Vorsitzende von TI_MG, Dominique Rakotomalala, müssen am Donnerstag, 24. November 2022, vor der Staatsanwaltschaft erscheinen, die sie zu den Vorwürfen befragt.
Hintergrundinformationen
Ketakandriana wurde am Nachmittag des 23. November 2022 vom Leiter der „zentralen Dienste für die Bekämpfung von Fälschung, Betrug und Fälschung“ zu einer Aussage in die Räumlichkeiten der Wirtschaftspolizei in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, vorgeladen. Die vom „Groupement des Exportateurs des Litchis“ (GEL) gegen Ketakandriana Rafitoson erhobene Anklage folgt auf die von TI-MG am 10. November beim Antikorruptionsgericht von Antananarivo eingereichte Anzeige wegen möglicher Korruptions-, Betrugs- und Geldwäschevergehen im Litschi-Sektor.
In den letzten Jahren haben die madagassischen Behörden die Unterdrückung von Menschenrechtsverteidiger*innen, Whistleblowern und Andersdenkenden verstärkt. Dazu gehört auch die gerichtliche Verfolgung von Jeannot Randriamanana, Ravo Ramasomanana, Raleva und Clovis Razafimalala, weil sie schwerwiegende Korruptionsfälle und Menschenrechtsverletzungen aufgedeckt hatten. Viele potenzielle Informant*innen in Madagaskar laufen Gefahr, ungerecht behandelt zu werden, weil sie ihre Menschenrechte wahrnehmen. Der Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen, einschließlich Whistleblowern, ist für jedes Land, das Transparenz, Rechenschaftspflicht und die Achtung der Menschenrechte anstrebt, unerlässlich.