Simbabwe: Zehn Jahre ohne Antworten seit dem gewaltsamen Verschwinden des Journalisten und Aktivisten Itai Dzamara

Vor dem zehnten Jahrestag des gewaltsamen Verschwindenlassens des simbabwischen Journalisten und Demokratieaktivisten Itai Peace Dzamara fordert Amnesty International die Behörden auf, dringend eine unabhängige, unparteiische und transparente Untersuchung seines Verbleibs einzuleiten.

Am Morgen des 9. März 2015 wurde Dzamara von fünf Männern aus einem Friseursalon im Vorort Glen View der Hauptstadt Harare entführt. Die Männer beschuldigten ihn, Vieh zu stehlen, legten ihm Handschellen an und fuhren mit ihm in einem weißen Lastwagen mit verdeckten Nummernschildern davon. Alle Versuche von Angehörigen und Menschenrechtsanwälten, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln, blieben erfolglos.

„Itai Dzamaras Familie und Angehörige haben zehn Jahre ohne Antworten ausgehalten. Die Behörden haben Forderungen nach Informationen und Ermittlungen, auch von seiner Frau Sheffra Dzamara, ignoriert“, sagte Tigere Chagutah, Regionaldirektorin von Amnesty International für das östliche und südliche Afrika. „Die simbabwischen Behörden müssen dringend eine effektive Untersuchung darüber durchführen, was Itai Dzamara zugestoßen ist und ihr offizielles Schweigen zu seinem Fall beenden.“

Dzamara war einer der Anführer der Protestgruppe Occupy Africa Unity Square, die sich für Demokratie einsetzt. Zwei Tage vor seinem gewaltsamen Verschwinden hielt Dzamara eine Rede auf einer Kundgebung der Opposition, auf der er zu Massenaktionen gegen die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen in Simbabwe aufrief.

Unmittelbar nach Dzamaras Entführung erstattete seine Frau auf dem Polizeirevier Glen Norah in Harare eine Vermisstenanzeige. Am nächsten Tag wandten sich die simbabwischen Anwälte für Menschenrechte an den Obersten Gerichtshof und versuchten, den Staat zu zwingen, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um Dzamara zu ermitteln und ausfindig zu machen.

Das Oberste Gericht von Simbabwe wies die Polizei und die staatlichen Sicherheitsdienste an, nach Dzamara zu suchen und alle zwei Wochen über die Fortschritte zu berichten. Nach Angaben seines Anwalts ist jedoch keiner der Sicherheitsdienste der Anordnung vollständig nachgekommen. Berichten zufolge hat die Polizei bei der Vorlage von Berichten an das Gericht keine substanziellen Informationen über die Einzelheiten ihrer angeblichen Ermittlungen gegeben und hat die Vorlage von Berichten eingestellt.

„Die Behörden haben noch keine glaubwürdige Untersuchung über das Schicksal oder den Verbleib von Itai Dzamara durchgeführt“, sagte Tigere Chagutah. „Es ist an der Zeit, dass die Behörden aufhören, so zu tun, als ob sie es ernst meinen, Itai Dzamara zu finden und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die für sein Verschwinden verantwortlich sein könnten.“

Ein Muster brutaler Repression

Dzamaras gewaltsames Verschwinden folgte auf eine monatelange Verfolgung, nachdem er eine Petition eingereicht hatte, in der Simbabwes damaliger Präsident Robert Mugabe aufgefordert wurde, zurückzutreten und den Weg für Wahlen freizumachen.

Im November 2014 wurde Dzamara bei einer friedlichen Demonstration in Harare von Anti-Riot-Polizisten so lange geschlagen, bis er das Bewusstsein verlor. Im Krankenhaus brach Dzamara zusammen und musste wiederbelebt und auf der Intensivstation behandelt werden.

Einen Monat später entführten Unbekannte Dzamara und zwei weitere Aktivisten, brachten sie angeblich in ein Büro der regierenden ZANU-PF-Partei und schlugen sie mit Metallstangen zusammen, bevor sie sie auf eine Polizeistation brachten. Die Polizei ließ die Entführer ohne Anklage auf freien Fuß. Dzamara und die beiden Aktivisten mussten wegen der Verletzungen, die sie sich bei der Entführung zugezogen hatten, im Krankenhaus behandelt werden.

„Das gewaltsame Verschwinden von Itai Dzamara war der Höhepunkt einer Reihe brutaler Repressionen gegen seinen friedlichen Aktivismus“, sagte Tigere Chagutah.

Völlige Straffreiheit

Seit dem gewaltsamen Verschwinden von Dzamara sind viele andere Aktivisten und Menschenrechtsverteidiger in Simbabwe Opfer von Schikanen, Einschüchterung oder Folter geworden. Allein in den letzten zwei Jahren wurden mindestens zehn Oppositionsaktivisten entführt.

Sechs Personen wurden nach den umstrittenen Wahlen im Jahr 2023 entführt, darunter der Oppositionsaktivist und Kirchenführer Tapfumaneyi Masaya, dessen Leiche später auf einer Farm entsorgt wurde. Andere wurden mutmaßlich gefoltert, einige berichteten, dass ihnen eine unbekannte Substanz injiziert wurde.

Letztes Jahr zogen Sicherheitsbeamte im Vorfeld eines regionalen Gipfels in Harare vier Aktivisten aus einem Flugzeug und folterten sie Berichten zufolge bis zu acht Stunden lang.

Die Behörden haben in keinem dieser Fälle Ermittlungen durchgeführt.

„Da die Täter des gewaltsamen Verschwindenlassens von Itai Dzamara völlig straffrei ausgehen, sollte es nicht überraschen, dass ähnliche Menschenrechtsverletzungen in Simbabwe fortgesetzt werden“, sagte Tigere Chagutah. „Simbabwes Regierung muss Menschenrechtsverteidiger, Aktivisten und politische Oppositionsparteien schützen, um sicherzustellen, dass sie ihre Arbeit machen können.“

Wir haben Musterbriefe (deutsch und englisch) an den Justizminister Hon Ziyambi Ziyambi, um das “Verschwindenlassen” von Itai Dzamara zu untersuchen erstellt. Bitte herunterladen und abschicken (Porto: 1,25 Euro):

Musterbrief (deutsch)

Musterbrief (englisch)

Musterbrief (deutsch) besonders für ai-Mitglieder

9. März 2025