Aktion: Briefe gegen das Vergessen
Acht Jahre nach dem Verschwinden des Journalisten und pro-demokratischen Aktivisten Itai Dzamara haben die Behörden noch keinen Bericht über den Stand ihrer Ermittlungen vorgelegt, um sicherzustellen, dass seine Familie Gerechtigkeit, Wahrheit und Wiedergutmachung erhält, so Amnesty International heute.
Die Organisation ist der Ansicht, dass das anhaltende Versäumnis der simbabwischen Behörden, eine wirksame Untersuchung des Verschwindens von Dzamara einzuleiten, eine Travestie der Gerechtigkeit ist und dass es eine abschreckende Botschaft über die Sicherheit anderer sendet, die von der Regierung Rechenschaft verlangen.
“Das Versäumnis der simbabwischen Behörden, in den letzten acht Jahren Rechenschaft über das gewaltsame Verschwinden von Itai Dzamara abzulegen, spricht Bände über den fehlenden politischen Willen, ihn zur Rechenschaft zu ziehen”, sagte Lucia Masuka, Geschäftsführerin von Amnesty International Simbabwe.
“Die Welt und die Familie von Itai Dzamara fordern die Wahrheit und Gerechtigkeit für sein Verschwinden. Seine Familie will auch von der quälenden Ungewissheit befreit werden, der sie seit seinem Verschwinden ausgesetzt ist.”
“Heute schließen wir uns Itais Familie an und fordern die simbabwischen Behörden auf, eine gründliche, unabhängige, effektive und transparente Untersuchung des Verschwindens von Itai Dzamara durchzuführen”, sagte Lucia Masuka.
“Seit seinem Verschwinden hat keine sinnvolle Untersuchung stattgefunden, und sein Verbleib ist weiterhin unbekannt. Wir brauchen eine Untersuchung, deren Ergebnisse öffentlich gemacht werden, und die mutmaßlichen Täter müssen vor Gericht gestellt werden.”
Amnesty International fordert die Regierung erneut auf, eine unabhängige Untersuchungskommission unter der Leitung eines Richters einzurichten, die die Umstände der Entführung von Itai Dzamara untersucht und befugt ist, Zeugen vorzuladen. Die Ergebnisse einer solchen Untersuchung müssen öffentlich gemacht und die Verdächtigen vor Gericht gestellt werden. Mitglieder der Öffentlichkeit, die der Kommission Informationen zur Verfügung stellen können, müssen dies ebenfalls tun dürfen, wobei ihre Sicherheit und ihr Schutz gewährleistet sein müssen.
HINTERGRUND
Itai Dzamara wurde am 9. März 2015 von fünf Männern entführt, während er sich in einem Friseursalon in Harares Vorort Glen View aufhielt. Seine Entführer sollen ihn beschuldigt haben, Vieh zu stehlen, bevor sie ihm Handschellen anlegten, ihn in einen weißen Lastwagen mit verdeckten Nummernschildern zwangen und davonfuhren. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen, und Amnesty International geht davon aus, dass er Opfer eines gewaltsamen Verschwindenlassens ist.
Vor seiner Entführung hatte er den ehemaligen Präsidenten Robert Mugabe zum Rücktritt aufgefordert und dessen Umgang mit der Wirtschaft Simbabwes kritisiert. Am Samstag, den 7. März 2015, vor seiner Entführung, hatte er auf einer Kundgebung in der Hauptstadt Harare zu Massenaktionen aufgerufen, um die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen in Simbabwe anzugehen. Zuvor war er von staatlichen Sicherheitsbeamten angegriffen, geschlagen, entführt und unrechtmäßig inhaftiert worden. Der verstorbene Präsident Robert Mugabe war fast vier Jahrzehnte lang an der Macht, bis er 2017 von der regierenden ZANU-PF mit Hilfe der Armee aus dem Amt entfernt wurde.
Im Jahr 2016 erklärte der damalige Vizepräsident Emmerson Mnangagwa vor der Allgemeinen Regelmäßigen Überprüfung (UPR) der Vereinten Nationen in Genf, dass die Regierung die Suche nach Itai aktiv vorantreibt. Die Regierung hat es jedoch versäumt, regelmäßig über den Stand der Suche nach dem Aktivisten zu berichten, obwohl sie 2016 von einem Gericht dazu aufgefordert wurde.
Webseite zur Teilnahme an der Aktion Briefe gegen das Vergessen: Hier